Als Napoleons Truppen vor 200 Jahren durch die Region zogen
... von Giesela Schladerbusch
In der "Kreiszeitung Syke" erscheinen seit Ostern 2012 im "Sonntagstipp" unter
der Rubrik "Damals & heute" Artikel mit dem Titel"Als Napoleons Truppen vor
200 Jahren durch die Region zogen",die der Redakteur Herr Heinrich Kracke
nach verschiedenen Quellen u.a."Die Tagebuchaufzeichnungen des Bassumer
Stammvaters Wilhelm Nöldeke (1772-1850)- Bassum zurzeit der Französischen
Gewaltherrschaft", ausgearbeitet hat.
Gisela Schladerbusch hat diese "Tagebuchaufzeichnungen" einem guten Bekannten, Herrn Reinhard Hollborn aus Stuhr bei Bremen gesendet, der auf die Idee kam, dass diese Aufzeichnungen doch wert wären in die Zeitung gesetzt zu werden, da es sich genau um diese Region handelt und die Ereignisse genau vor 200 Jahren stattfanden. Herr Kracke war sehr angetan von den so anschaulich geschilderten Zuständen in der damaligen Zeit.Er hat dann in Archiven nach weiteren Quellen geforscht und diese hinzugezogen.Auch hat er die Artikel mit alten und neuen Fotos anschaulich dargestellt. Herr Hollborn hat sie gescannt und Gisela gesendet und Jan Karow hat sie so bearbeitet, dass sie auf die Homepage gestellt werden können."
Doch als noch ungewöhnlicher empfand der damals 14-Jährige in dem bunten Staatengemisch, das mit den Befreiern durch die Straßen zog, das Volk der Baschkieren, das in den russischen Regimentern stand. "Mit ihren mongolischen Gesichtszügen waren sie Gegenstand unserer Neugierde. Als Mohammedaner, die nicht alles essen durften, verhielten sie sich sehr zum Nachteil der Hühner, die sie in den Dörfern, wo ihnen Nachtquartier angewiesen wurde, gänzlich vertilgten."
Die Haupteinquartierung russischer Soldaten widerfuhr der Familie Barkhausen durch Einheiten, die in Hamburg aufgestellt wurden und sich auf die Fersen des legendären napoleonischen Marschalls Davoust heften, jenes Feldherrn, der auch unter dem Namen Graf Eckmühl bekannt wurde, und der trotz der Auflösungserscheinungen der französischen Armee immer noch Angst und Schrecken auslöste. Diese russischen Einheiten marschierten in großen Massen zu 6000 Mann Richtung Süden und bezogen abends Quartier wo sie es fanden.
"So hatten wir einmal fünf Offiziere, 19 Bedienstete und so viele Pferde im Hause, wie die Hausdiele zu fassen vermochte, während derer noch eine Anzahl rings um unser Haus stand." Die Besetzungen hatten fatale Folgen. "Natürlich wurde wir von jedem solchen Durchzug kahl gefressen, sowohl an Nahrungsmitteln für Menschen als auch an Viehfutter. Es bedurfte immer erst neuer Zufuhren von entfernteren Dörfern, damit wir selbst leben und wieder neue Aufesser aufnehmen konnten."
Dann endete aber doch auch dieses Nachspiel napoleonischer Herrschaft. "Cumberland ist in Hannover", schriebt der Bassumer Pastor Wilhelm Nöldeke Mitte November in sein Tagebuch. "Cambridge wird General-Gouverneur!" Und damit erhielt das Königreich Hannover mit seiner ganz engen Verbindung zur englischen Krone wieder seine Selbstständigkeit. "Wie innig betete ich zum ersten Male wieder öffentlich für unsere alten Regenten," schreibt Nöldeke am 21. November 1813. Alle vorherigen Beamten wurden wieder eingesetzt. Das Bassumer Stift erhielt seine vorherige Bedeutung und geschlossenen Gerichte wurden wieder hergestellt.
Alles, aber auch wirklich alles wurde in den alten Zustand versetzt. Nachdem Bassum mal unter westfälischer, mal unter napoleonischer, mal unter russischer Herrschaft gestanden hatte, wurde jetzt also die ursprüngliche Grenze wieder hergestellt. Freundenberg gehörte jetzt zu Hessen, der Rest zu Hannover. "Wie die Regierungen mit dem alten Recht auch das alte Unrecht wieder einführten, so erwachte in den Untertanen auch der alte kleinstaatliche Hader wieder." So wurde kurhessisch illuminiert, die Kurhannoveraner taten nicht mit, und ein kurhessisches Te Deum singen zu lassen, lehnte Nöldeke als kurhannoverscher Pastor ab. Aber immerhin: "Am 2. Advent wurde ein gemeinsamer Dankgottesdienst für die gesamte Gemeinde abgehalten."
Am 31. Januar 1814 fand in feierlicher Weise die Besitzergreifung des bis dahin hessischen Amtes Freundenberg durch Hannover statt. Das Schild mit dem aufsteigenden hessischen Löwen wurde abgenommen, ein neues mit Georg Rex aufgerichtet. Im Dezember wurde auch Twistringen Hannover übergeben, das von den hoyaschen Grafen in früheren Jahrhunderten ans Bistum Münster verkauft worden war, wonach es katholisch wurde.
Die Amtszeit Napoleons endete am 22. Juni 1815 mit dessen endgültiger Abdankung. Vier Tage zuvor hatten seine Truppen eine vernichtende Niederlage in der Schlacht im belgischen Waterloo erlitten. Die Jahrestage der Schlacht bei Waterloo pflegten in Bassum gefeiert zu werden.
Die Uslarer Ahnenforscherin Gisela Schladerbusch, deren Urururgroßvater der Bassumer Pastor Wilhelm Nöldeke war, hat die Todesfälle aus napoleonischer Zeit in Bassum zusammengetragen: Johann Albert Böse, geb. zu Bünte, gefangen auf dem Rückzuge 1812, gestorben im Hospital zu Orel. 4. Kürassierregiment.
Johann Heinrich Eickhorst aus Dimhausen, gestorben zu Bilkomir bei Wilna, 128. Regt.
Johann Heinrich Höft aus Henstedt, gestorben in der Schlacht bei Bolontina am 19.August 1812, 127. franz. Inf.-Regt.
Heinrich Albert Giesekind, gestorben zu Molin, 128. Regiment.
Georg Christof Heinrich Sprick aus Bassum, gestorben im Hospital zu Gesiaz. 128. Regt.
Anton Friedrich Wilhelm Stallmann aus Loge, gestorben zu Molin. 127. Regt.
Ferner weist das Kirchenbuch aus:
Johann Heinrich Pleuß aus Gr. Bramstedt, gestorben 11. November 1815 im Hospital Courbevoye, unweit Paris am Nervenfieber. Hat als Soldat in 4. Komp. Landwehr-bataillon Hoya den Feldzug von 1815 mitgemacht.
Generalmajor Chr. Karl v. Reitzenstein. Oberst und Kommandeur des 4. hannoverschen Kav.-Regts., als dieses 1803 mit der ganzen hannoverschen Armee aufgelöst wurde, gestorben im Stift Bassum 8. August 1819. Leistete als Kommandant von Uelzen nach Vertreibung der Franzosen bei den Durchmärschen der Russen und Schweden wesentliche Dienste.
Unterschrift unter dem großen Foto: SCHON in früheren Jahrzehnten ein gern fotografiertes Bassumer Gebäude: Das Amtsgericht, vor hundert Jahren nochganz allein gelegen.
Kleines Foto: DAS GEBÄUDE in heutiger Zeit.
Gisela Schladerbusch hat diese "Tagebuchaufzeichnungen" einem guten Bekannten, Herrn Reinhard Hollborn aus Stuhr bei Bremen gesendet, der auf die Idee kam, dass diese Aufzeichnungen doch wert wären in die Zeitung gesetzt zu werden, da es sich genau um diese Region handelt und die Ereignisse genau vor 200 Jahren stattfanden. Herr Kracke war sehr angetan von den so anschaulich geschilderten Zuständen in der damaligen Zeit.Er hat dann in Archiven nach weiteren Quellen geforscht und diese hinzugezogen.Auch hat er die Artikel mit alten und neuen Fotos anschaulich dargestellt. Herr Hollborn hat sie gescannt und Gisela gesendet und Jan Karow hat sie so bearbeitet, dass sie auf die Homepage gestellt werden können."
Apfelmus für das Kosakenregiment - Napoleon 14. Teil - vom 14./15.07.2012
BASSUM (kra). Die französischen Besatzer war in diesen letzten Oktobertagen des Jahres 1813 abgezogen, die preußisch-russischen Befreier folgten ihnen. Und mit ihnen Gewohnheiten und Menschen, an die man sich erst gewöhnen mussten. "Kosakenregimenter befriedigten unsere erste Neugier," schreibt der Bassumer Pastorensohn Georg Barkhausen in seinen Erinnerungen, "sie wurden möglichst mit Apfelmus verpflegt, welches sie sehr liebten, und natürlich mit Wodka."Doch als noch ungewöhnlicher empfand der damals 14-Jährige in dem bunten Staatengemisch, das mit den Befreiern durch die Straßen zog, das Volk der Baschkieren, das in den russischen Regimentern stand. "Mit ihren mongolischen Gesichtszügen waren sie Gegenstand unserer Neugierde. Als Mohammedaner, die nicht alles essen durften, verhielten sie sich sehr zum Nachteil der Hühner, die sie in den Dörfern, wo ihnen Nachtquartier angewiesen wurde, gänzlich vertilgten."
Die Haupteinquartierung russischer Soldaten widerfuhr der Familie Barkhausen durch Einheiten, die in Hamburg aufgestellt wurden und sich auf die Fersen des legendären napoleonischen Marschalls Davoust heften, jenes Feldherrn, der auch unter dem Namen Graf Eckmühl bekannt wurde, und der trotz der Auflösungserscheinungen der französischen Armee immer noch Angst und Schrecken auslöste. Diese russischen Einheiten marschierten in großen Massen zu 6000 Mann Richtung Süden und bezogen abends Quartier wo sie es fanden.
"So hatten wir einmal fünf Offiziere, 19 Bedienstete und so viele Pferde im Hause, wie die Hausdiele zu fassen vermochte, während derer noch eine Anzahl rings um unser Haus stand." Die Besetzungen hatten fatale Folgen. "Natürlich wurde wir von jedem solchen Durchzug kahl gefressen, sowohl an Nahrungsmitteln für Menschen als auch an Viehfutter. Es bedurfte immer erst neuer Zufuhren von entfernteren Dörfern, damit wir selbst leben und wieder neue Aufesser aufnehmen konnten."
Dann endete aber doch auch dieses Nachspiel napoleonischer Herrschaft. "Cumberland ist in Hannover", schriebt der Bassumer Pastor Wilhelm Nöldeke Mitte November in sein Tagebuch. "Cambridge wird General-Gouverneur!" Und damit erhielt das Königreich Hannover mit seiner ganz engen Verbindung zur englischen Krone wieder seine Selbstständigkeit. "Wie innig betete ich zum ersten Male wieder öffentlich für unsere alten Regenten," schreibt Nöldeke am 21. November 1813. Alle vorherigen Beamten wurden wieder eingesetzt. Das Bassumer Stift erhielt seine vorherige Bedeutung und geschlossenen Gerichte wurden wieder hergestellt.
Alles, aber auch wirklich alles wurde in den alten Zustand versetzt. Nachdem Bassum mal unter westfälischer, mal unter napoleonischer, mal unter russischer Herrschaft gestanden hatte, wurde jetzt also die ursprüngliche Grenze wieder hergestellt. Freundenberg gehörte jetzt zu Hessen, der Rest zu Hannover. "Wie die Regierungen mit dem alten Recht auch das alte Unrecht wieder einführten, so erwachte in den Untertanen auch der alte kleinstaatliche Hader wieder." So wurde kurhessisch illuminiert, die Kurhannoveraner taten nicht mit, und ein kurhessisches Te Deum singen zu lassen, lehnte Nöldeke als kurhannoverscher Pastor ab. Aber immerhin: "Am 2. Advent wurde ein gemeinsamer Dankgottesdienst für die gesamte Gemeinde abgehalten."
Am 31. Januar 1814 fand in feierlicher Weise die Besitzergreifung des bis dahin hessischen Amtes Freundenberg durch Hannover statt. Das Schild mit dem aufsteigenden hessischen Löwen wurde abgenommen, ein neues mit Georg Rex aufgerichtet. Im Dezember wurde auch Twistringen Hannover übergeben, das von den hoyaschen Grafen in früheren Jahrhunderten ans Bistum Münster verkauft worden war, wonach es katholisch wurde.
Die Amtszeit Napoleons endete am 22. Juni 1815 mit dessen endgültiger Abdankung. Vier Tage zuvor hatten seine Truppen eine vernichtende Niederlage in der Schlacht im belgischen Waterloo erlitten. Die Jahrestage der Schlacht bei Waterloo pflegten in Bassum gefeiert zu werden.
Die Uslarer Ahnenforscherin Gisela Schladerbusch, deren Urururgroßvater der Bassumer Pastor Wilhelm Nöldeke war, hat die Todesfälle aus napoleonischer Zeit in Bassum zusammengetragen: Johann Albert Böse, geb. zu Bünte, gefangen auf dem Rückzuge 1812, gestorben im Hospital zu Orel. 4. Kürassierregiment.
Johann Heinrich Eickhorst aus Dimhausen, gestorben zu Bilkomir bei Wilna, 128. Regt.
Johann Heinrich Höft aus Henstedt, gestorben in der Schlacht bei Bolontina am 19.August 1812, 127. franz. Inf.-Regt.
Heinrich Albert Giesekind, gestorben zu Molin, 128. Regiment.
Georg Christof Heinrich Sprick aus Bassum, gestorben im Hospital zu Gesiaz. 128. Regt.
Anton Friedrich Wilhelm Stallmann aus Loge, gestorben zu Molin. 127. Regt.
Ferner weist das Kirchenbuch aus:
Johann Heinrich Pleuß aus Gr. Bramstedt, gestorben 11. November 1815 im Hospital Courbevoye, unweit Paris am Nervenfieber. Hat als Soldat in 4. Komp. Landwehr-bataillon Hoya den Feldzug von 1815 mitgemacht.
Generalmajor Chr. Karl v. Reitzenstein. Oberst und Kommandeur des 4. hannoverschen Kav.-Regts., als dieses 1803 mit der ganzen hannoverschen Armee aufgelöst wurde, gestorben im Stift Bassum 8. August 1819. Leistete als Kommandant von Uelzen nach Vertreibung der Franzosen bei den Durchmärschen der Russen und Schweden wesentliche Dienste.
Unterschrift unter dem großen Foto: SCHON in früheren Jahrzehnten ein gern fotografiertes Bassumer Gebäude: Das Amtsgericht, vor hundert Jahren nochganz allein gelegen.
Kleines Foto: DAS GEBÄUDE in heutiger Zeit.